Mittwoch, 6. Mai 2009

Inflation - oder doch nicht?

Im aktuellen Fokus warnt das Nachrichten-Magazin vor einer drohenden starken Inflation und geht davon aus, dass die Warenpreise in den kommenden Jahren deutlich anziehen werden. Und möglicherweise dürfte so mancher Finanzminister gar nicht allzu traurig über eine derartige Entwicklung sein, könnten sich Staaten dadurch doch auf einfache Weise entschulden. Siehe dazu diesen Artikel.

Focus-Titelthema vom 02.05.09:
"Nur so schützen Sie sich vor Inflation"


In eine andere Kerbe schlägt in diesem Zusammenhang Ronald Gehrt, Börsenkolumnist und Betreiber des Börsendienstes System22. Dieser meint, dass das Inflationsgespenst erst aus der Kiste springen kann, wenn die Wirtschaft wieder merklich anspringt, wovon allerdings aktuell und auf absehbare Zeit noch keine Rede sein kann.

Auf der anderen Seite geht er davon aus, dass die jüngst kreierten Billionen nicht zwangsläufig zu Inflation führen müssen, da Inflation nicht automatisch mit einem Anstieg der Geldmenge einher gehen muss. Hierzu müsste seiner Ansicht nach mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangen, das eine erhöhte Nachfrage generiert oder das Warenangebot hinter der Nachfrage zurückbleiben.

Gehrt weiter: "Der Löwenanteil dieser unlängst aus diversen Regierungshüten gezauberten Milliarden wird nie in den normalen Wirtschaftskreislauf gelangen, weil sie schlicht die Milliarden ersetzen, die sich vorher durch geplatzte Kredite oder abgeschriebene „Bad Assets“ in Luft aufgelöst hatten. Das ist Buchgeld, das zuvor vorhandenes und nun pulverisiertes Buchgeld ersetzt. Es gibt keine kausale Basis dafür, dass diese Milliarden irgendwann den Preis des Warenkorbs an Gütern steigen lassen würde, aus dem die Inflation berechnet wird. Und auch der Anteil dieses Geldes, das zu deren Stützung direkt in die Wirtschaft fließt, stopft nur die Lücken, die die Rezession vorher gerissen hat ... und das keineswegs vollständig, wie momentan klar werden sollte".

Nach Ansicht von Gehrt bedeutet die Tatsache, dass nun scheinbar mehr Geld existiert nicht, dass zwingend dessen Kaufkraft sinkt. Darüber hinaus hinkt für ihn der immer wieder angestellte Vergleich mit der Hyperinflation der 20er Jahre, da damals das Geld andere Wege ging, die Strukturen anders und die Erfahrungen mit dergleichen Szenarien gering waren. Davon abgesehen, dass selbst die Billionen, die nun aus dem Nichts entstanden sind, keinen vergleichbar hohen Anteil an der existierenden Geldmenge ausmachen wie die Geldmengenexplosion der 20er.

Demnach könnten wir nur dann ein vergleichbares Szenario erleben, wenn diese momentane Politik der „Geldpumpe“ zügellos weiter betrieben wird, weil sich der Abstieg der Weltwirtschaft nicht stoppen lässt. Damals agierte man nach der Devise „viel hilft viel“ und landete auf der Nase. Realistischerweise sollte man nach Ansicht von Gehrt davon ausgehen, dass man nicht genau den selben Fehler noch einmal macht.

Als keinen Fehler bezeichnet es Gehrt, zur Absicherung einen kleineren Teil seines Vermögens in Edelmetallen zu halten. "Aber es ist einfach nur waghalsig, diesen Anteil aufgrund der Erwartung baldiger Hyperinflation zu weit auszudehnen", so der studierte BWLer.

Zusammenfassend schließt Ronald Gehrt es nicht aus, dass wir nicht doch irgendwann in den kommenden Jahren eine stärkere Inflation bekommen werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür sieht er aber für nahe Null, dass sie auch nur ansatzweise mit der aus den 20er Jahren vergleichbar wäre. Zudem hält er es für höchst zweifelhaft, dass nennenswerte Preissteigerungen über fünf Prozent auf Jahresbasis bereits im kommenden Jahr auftreten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen